Huseyin Umaysiz (*1969) ist Theaterregisseur und Performancekünstler. Er bezeichnet sich selbst als einen Bergmenschen und als eine wilde Seele in der Moderne. Fasziniert erforscht er die Wirkung von Performances, in denen der Körper unter Druck steht, Schwingungen sich in Klang verwandeln und sich Zeit und Rhythmus verändern.
In den letzten Jahren konzentriert er sich auf die Beziehung zwischen Mensch, Natur und Materialien. Derzeit forscht er über den Munzur-Fluss in Kurdistan und über Filz – eines der ersten industriellen Textilmaterialien. Er entdeckte, dass Frauen am Ufer des Munzur-Flusses Flusswasser verwenden, um Joghurt und Sauerteig herzustellen. Ausgehend von dieser Tradition untersucht er die Beziehung zwischen dem menschlichen Körper und den Milliarden von Bakterien, die ihn umgeben.
Gleichzeitig erforscht er in der Stadt Urfa (Kurdistan) eine traditionelle Filzherstellungstechnik, bei der die Meister den Filz mit ihren Brustkörben schlagen. Diese Technik, bei der die Meister ihren eigenen Körperschweiß in den Filz „einbacken“, ist ein einzigartiger Prozess, in dem das Körpergedächtnis, der Rhythmus und die DNA jedes Meisters in den Stoff übergehen. Die rhythmischen Bewegungen und Körperformen, die bei der Filzherstellung entstehen, untersucht er auf performativer Ebene als Transformation in Tanz.

Huseyin Umaysiz befindet sich im Rahmen des vom flämischen Kulturministerium (Belgien) geförderten Projekts Vilt (Filz) für eine einwöchige Forschungsresidenz in unserem Theater. Während dieser Residenz wird er gemeinsam mit dem Performer Alan Ciwan (Berlin), mit dem er seit vielen Jahren zusammenarbeitet, die Ergebnisse des Forschungsprozesses weiter körperlich untersuchen.
