Geschichte
Die Entstehung der ersten Berliner Desinfectionsanstalt fällt in eine Zeit bahnbrechender Entdeckungen der Medizingeschichte. Das Engagement und die experimentelle Forschung namhafter Persönlichkeiten aus Medizin, Wissenschaft und Politik (Robert Koch, Rudolf Virchow, …) führen dazu, dass die Verbreitung von Seuchen und bedrohlicher Infektionskrankheiten erkannt und die Methoden der Hygiene maßgeblich verbessert werden. Nach einem Entwurf von Stadtbaurat Hermann Blankenstein wird 1885/86 auf dem Gelände der Pumpstation I der Berliner Kanalisation in der Reichenbergerstraße 66 ein erstes Gebäude errichtet. Kurze Zeit später (1892/93) wird die Anstalt um weitere Backsteinbauten in der Ohlauerstrße 39 und 41 (damals Grünauerstr.) erweitert.
Am 1. November 1886 nimmt die DESI den Betrieb auf. Beweglicher Hausrat, wie Möbel, Matratzen, Kleidung oder Geschirr, werden aus den zahlreichen Wohnungen, in den ansteckende Krankheiten wie Typhus, Cholera, Ruhr oder Diphtherie angezeigt werden, abtransportiert und einem Verdampfungsverfahren unterzogen. Die wechselhafte Geschichte der heute denkmalgeschützten Desinfectionsanstalt wurde weitgehend dokumentiert, u.a. 1987 in einer Ausstellung des Kreuzberg Museums anläßlich des hundertjährigen Jubiläums. Nach der Einstellung des Betriebes einer Desinfectionsanstalt erfolgen im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA 1987) einige Umbauten. Es entstehen neue Bewegungsräume auf dem Hof, die seither von der angrenzenden Rosa-Parks-Grundschule genutzt werden.
Bau- und Entwicklungsgeschichte der DESI (PDF)
Transformation
2010 beginnt ein Verbund von Jugendhilfe- und Kultureinrichtungen die ehemalige Desinfectionsanstalt in der Ohlauer Strasse 39-41 in Kreuzberg mit neuem Leben zu erfüllen und ein Zentrum für interkulturelles Lernen und Produzieren zu entwickeln. Ende 2014 verfestigte dieser Verbund von vier Partnern – Expedition Metropolis e.V., Community Theater / Jakus gGmbH / Nachbarschaftsheim Urbanstrasse e.V., Plantage / Tentakel e.V., Kita – seine Zusammenarbeit durch die gemeinsame Gründung der DESI StadtKultur gGmbH. Die vorrangigen Satzungszwecke der DESI gGmbH (Gesellschaftsvertrag) sind die ‚Förderung des Denkmalschutzes sowie die Förderung internationaler Gesinnung‘.
In diesem Verbund entwickelt Expedition Metropolis aus dem Geist der Theaterkunst und im Dialog mit den (Ge-)Schichten des Ortes interkulturelle Räume und Produktionsformen für solidarische Zusammenarbeit und Chancengleichheit. ExMe stützt sich dabei auf langjährige Erfahrungen thematischer Expeditionen sowie lokale und internationale Kooperationen mit Partnern aus dem Bildungs-, Sozial- und Kulturbereich.
Die wechselhafte und schwer zugängliche Geschichte der ‚ehemaligen Desinfectionsanstalt‘ an der Ohlauer 41 wurde vom Theater Expedition Metropolis in verschiedenen Projekten, wie dem Projekt „Reinheitsgebiete„, erkundet und bespielt.