Muslimisch geprägte Jugendliche machen ihre eigenen Podcasts. Zu Fragen, die die Jugendlichen beschäftigen wie: Wie gelingt Integration in den Arbeitsmarkt? Was heißt innerer Frieden? Oder: Was begeistert Menschen am Fußball? Die Workshop-Teilnehmer:innen ziehen mit Mikrofonen los, interviewen sich gegenseitig, Menschen auf der Straße und Expert:innen. Und schneiden aus dem vielfältigen Material Podcasts, die ihre Sichtweisen auf die Themen wiedergeben. Beim Aufnehmen und Schneiden werden die Jugendlichen von unseren Sound-Kolleg*innen Julia Illmer, Norbert Lang und Massimo Maio unterstützt.
Die im Workshop produzierten Podcasts sind hier zu hören:
Was begeistert Menschen am Fußball?
Wie gelingt Integration in den deutschen Arbeitsmarkt?
Was heißt innerer Frieden?
Die politische Weltlage und ich
Projektblog
Tag 1
Nach dem Gottesdienst in der Dar-Assalam-Moschee in Berlin-Neukölln gibt es eine Erinnerung an die Gemeinde: „Heute beginnt der Podcast-Workshop!“ Y. entschließt sich spontan mitzumachen. Er ist seit einigen Monaten auf Jobsuche und bekommt eine Absage nach der nächsten. Er verspricht sich vom Workshop etwas Ablenkung und will die Gelegenheit nutzen, mehr Deutsch zu sprechen.
Manche aus der Workshop-Gruppe kennen sich aus der Moschee, andere haben sich noch nie gesehen. Um uns kennenzulernen führen wir unsere ersten Interviews zu zweit. Wir fragen: Warum kommst du gerne in die Moschee? Worüber machst du dir viele Gedanken? Und zu welchem Thema könntest du ein Interview geben? Nach dem Nachmittagsgebet sammeln wir Ideen, zu welchen Themen wir Podcasts realisieren wollen. H. hat die Idee, kuriosen Geschichten aufzunehmen, die ihre Freund*innen erlebt haben, O. plant einen Fußball-Podcast und T. will einen Podcast zur Frage machen: Wie kann Integration in den Arbeitsmarkt gelingen?
Tag 2
Heute werden schon die ersten Interviews auf der Straße geführt. Doch bevor wir raus gehen, befassen wir uns zunächst nochmal genauer mit unseren Themen. Was genau wollen wir in unseren kleinen Podcasts herausfinden? Und ganz konkret: Welche Fragen könnten wir Passant*innen auf der Straße stellen, um erste Antworten zu erhalten? Wir schreiben für alle unsere Themen Fragen auf und präsentieren sie der Gruppe. Dann ziehen wir mit den Mikrofonen los und sprechen in den Straßen rund um die Moschee Menschen an. Manchmal kostet uns das Überwindung, aber die meisten Menschen sind offen und es entstehen besondere Begegnung und auch einige sehr brauchbare Interviews.
Tag 3
Den dritten Tag unseres Workshops beginnen die Teilnehmenden H. und S. damit, Moderationen für ihre Podcasts aufzunehmen. Währenddessen hören wir uns mit den anderen Teilnehmer*innen ihre Interviews vom letzten Mal an und geben Feedback: Es geht ums Zuhören, die Sprechhaltung und technische Fragen. Im Anschluss üben wir nochmals, wie man Passant*innen für Straßeninterviews anspricht und was man dabei alles beachten muss. Dann gehen wir wieder raus, interviewen Menschen in der direkten Umgebung der Moschee. M. und M. treffen auf zwei Frauen, die perfekten Gesprächspartnerinnen für ihren Podcast zu Mental Health, denn eine von ihnen hat schon in einer Psychiatrie gearbeitet. Für sie sind es Einrichtungen, in denen Menschen geholfen wird und sie wünschen sich, dass Psychiatrien positiver gesehen werden.
Tag 4
Kabel, Mischpult, Mikrofone, Kopfhörer – wir bauen unsere Technik auf, denn heute haben wir etwas Besonderes vor. Mit der ganzen Gruppe wollen wir über unsere Podcast-Themen diskutieren und dabei natürlich aufnehmen. Y. bekommt Tipps von S. auf was er beim Bewerbungsgespräch achten kann. Und wir erfahren von ihr, dass sie früher Fußball gespielt hat, sogar eine Mädchenmannschaft trainiert hat.
Am Nachmittag sitzt O. gespannt vor dem Handy. Das Aufnahmegerät hat er daneben gestellt. Er hat sich mit dem Fanbeauftragten von Hertha BSC zum Interview verabredet. Der erzählt viele spannende Sachen, auch, dass er ausgebildeter Sozialpädagoge ist. Selbst für einen Fußball-Fan wie O. gab es heute viele neue Infos.
Tag 5
Wie entsteht aus einzelnen Aufnahmen am Ende ein Podcast? Hier führt kein Weg am Schnittprogramm vorbei – unser Programm der Wahl ist Reaper. Zur Einführung gibt es erstmal ein Tutorial zu ganz grundsätzlichen Fragen: Wie lege ich ein Projekt an? Was sind Spuren und Clips? Wie kann ich schneiden? Mit diesem Handwerkszeug im Gepäck gehen wir ans Werk: Wir beginnen damit, die eigenen Aufnahmen abzuhören und markieren Stellen, die später im Podcast auftauchen sollen. Da schon so viel entstanden ist, vergeht die Zeit dabei wie im Flug. Für Y. besteht der Nachmittag allerdings aus mehr als Laptop-Arbeit: Er ist mit Daniela Fink zum Telefoninterview verabredet. Sie ist Jobcoach aus Köln und macht ihm im Gespräch unter anderem Mut, vermeintliche Schwächen ganz selbstbewusst als eigene Stärken zu sehen – mit einem Lächeln taucht er nach dem Interview wieder im Gruppenraum auf.
Tag 6
Wir klappen die Laptops auf und verschwinden unter den Kopfhörern. Im Schnittprogramm schneiden wir weiter die interessantesten Stellen aus unseren Aufnahmen und überlegen: In welcher Reihenfolge sollen sie im Podcast zu hören sein?
Bevor wir Falafel holen, entsteht noch eine längere Aufnahme. H. hat einen eigenen Text geschrieben, über sich und ihren Blick auf die Weltlage. Sie schließt das Mikrofon an den Computer an und spricht ihren Text ein. Ihre Worte will sie mit Atmos kombinieren, die sie aufgenommen hat: Sounds von der Straße, von einer Demo, aus einer Bar. Wir sind gespannt!
Tag 7
Postproduktion braucht Zeit – das erleben die Teilnehmenden an diesem Tag hautnah. Wieder beginnt der Workshop mit dem Markieren und Schneiden von Audioclips, heute allerdings mit dem Ziel, eine klare Abfolge der Clips festzulegen. Nach etwa 40 Minuten sind wir dann soweit: Collagen, Straßeninterviews, Gesprächsrunden und Telefoninterviews sind alle in der finalen Reihenfolge. Jetzt machen wir uns ans Schreiben der Moderationstexte. Welche Infos brauchen die Hörer*innen in einer Anmoderation? Will ich etwas kommentieren? Und welcher Sprachstil passt zu mir? Nachdem diese Fragen geklärt sind, stellen wir das Mikrofon scharf und nehmen nacheinander unsere Moderationstexte auf. Die Abfolge ist klar, die Moderationen sind im Kasten – was zuletzt noch fehlt ist die Musik: Jeder wählt aus einer mitgebrachten Sammlung GEMA-freier Musik seine Lieblingstracks aus und lädt sie in sein Audioprojekt.
Tag 8
Ein letztes Mal klappen wir die Laptops auf, hören nochmals, was in den vergangenen Wochen entstanden ist, verbessern ein paar Schnitte, passen Lautstärken an und dann rendern wir unsere Podcasts. Sie sind fertig. Wir wählen noch passende Cover aus, denken uns Titel aus und laden sie hoch. Dann setzen wir uns in den Hauptraum der Moschee. Vor uns die Boombox, ein Strauß Blumen und Getränke und Snacks. Feierlich hören wir all die schönen Podcasts und feiern uns für das, was wir geschafft haben. Schön war’s, hat Spaß gemacht, hören wir, bevor sich alle zufrieden auf den Weg nach Hause machen.




Das Projekt wird unterstützt durch das Programm MeinLand – Zeit für Zukunft der Türkischen Gemeinde in Deutschland im Rahmen des Bundesprogramms Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Es wird umgesetzt von einem Bündnis aus den Berliner Einrichtungen Expedition Metropolis e.V., Knüpfwerk e.V., Ernst Freiberger – Stiftung / Projekt Windschatten sowie dem Aktionspartner Neuköllner Begegnungsstätte e.V/Dar Assalam Moschee.




