Jugendliche aus dem Jugendclub Judith Auer machen ihre eigenen Podcasts.
Zu Fragen, die die Jugendlichen beschäftigen: Wie findet man einen guten Umgang mit Social Media? Was hilft, wenn man Stress in einer Beziehung hat? Gibt es ein Leben nach dem Tod? Die Workshop-Teilnehmer*innen ziehen mit Mikrofonen los, interviewen sich gegenseitig, ihre Familien, Menschen auf der Straße und Expertinnen. Und schneiden aus dem vielfältigen Material Podcasts, die ihre Sichtweisen auf die Themen wiedergeben. Beim Aufnehmen und Schneiden werden die Jugendlichen von unseren Sound-Kolleg*innen Julia Illmer und Massimo Maio unterstützt.
Konzept und Realisation: Julia Illmer und Massimo Maio
Das Projekt wird unterstützt durch das Programm MeinLand – Zeit für Zukunft der Türkischen Gemeinde in Deutschland im Rahmen des Bundesprogramms Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Es wird umgesetzt von einem Bündnis aus den Berliner Einrichtungen Expedition Metropolis e.V., Knüpfwerk e.V., Ernst Freiberger – Stiftung / Projekt Windschatten sowie dem Aktionspartner AWO Jugendclub Judith Auer.
Die im Workshop produzierten Podcasts sind hier zu hören:
Social Media:
Beziehungen:
Leben nach dem Tod:
Tag 1
Was macht dir in deinem Leben am meisten Spaß? Zu welchem Thema könntest du ein Interview geben? Worüber machst du dir viele Gedanken?
Wir starten in den Workshop mit ersten Interviews. Gegenseitig befragen wir uns und bekommen so erste Ideen, worum es in unseren Podcasts gehen könnte. M. und T. sind ein Paar und fragen sich, wie Beziehungen unter Jugendlichen gelingen können. Zwei Schwestern beschäftigt, dass ihre Eltern ihre Handynutzung stark einschränken und P. möchte wissen, ob es ein Leben nach dem Tod gibt. Andere Jugendliche schließen sich den Fragen an und entscheiden: In den nächsten Wochen werden wir Podcasts zu diesen drei Themen realisieren. Die ersten Aufnahmen dafür entstehen sofort. Gegenseitig befragen alle alle und teilen ihre Erfahrungen, ihre Meinungen und ihr Wissen.
Tag 2
Heute wollen wir raus und Passant*innen auf der Straße befragen. Doch zuerst müssen wir uns Fragen überlegen und notieren. Wie können wir die Fragen so formulieren, dass wir die Menschen zum Erzählen bringen? Wie dicht müssen wir das Mikro vor den Mund halten, damit die Aufnahmen gut klingen? Und was machen wir, wenn niemand mit uns sprechen will? In kleinen Rollenspielen üben wir all das und dann geht es los. Später sitzen wir wieder in unserem Projektraum, erzählen von unseren Erlebnissen und hören in die Aufnahmen rein. Eine ältere Dame denkt beim Thema Tod an ihre Kindheit – eine Zeit, die vom Krieg geprägt war. Eine Passantin denkt, Beziehungen auszuprobieren gehört dazu, wenn man jugendlich ist. Und im Park ist ein richtiges Gespräch mit zwei Frauen über Social Media entstanden. Die beiden haben nicht nur geantwortet sondern auch selbst Fragen gestellt.
Tag 3
Wir bauen unser eigenes kleines Podcast-Studio in unserem Projektraum auf. Nacheinander nehmen die Hosts unserer Podcasts an einem Tisch mit Mikros, Laptop und Mischpult Platz. „Welcome to the JAC podcast“ spricht P. ins Mikrofon. Gemeinsam mit J. moderiert er durch einen der neuen Judith-Auer-Club-Podcasts. Die Hosts kommen ins Gespräch, erzählen von ihren eigenen Erfahrungen und Fragen, geben Tipps und verabschieden sich dann von den Hörer*innen. N. findet passende Abschlussworte für den Social-Media Podcast: Sie rät allen, die über Social-Media-Kanäle von anderen belästigt werden, sich zu trauen, Nein zu sagen.
Tag 4
In den letzten Workshop-Tagen ist viel Material zusammen gekommen. Heute nehmen wir uns Zeit, zu hören, zu sortieren, Notizen zu machen und zu schneiden. Welche Interviews sind so interessant, dass wir einen längeren Ausschnitt daraus in den Podcasts haben wollen? Aus welchen Aufnahmen können Collagen entstehen? Welche Aussagen ähneln sich und in welchen stecken neue Perspektiven. Wir klappen die Laptops auf und lernen das Schnittprogramm Audacity kennen: Spuren anlegen, Aufnahmen importieren, schneiden, kopieren und finale Stücke speichern. Langsam nehmen die Podcasts Gestalt an und wir merken: Auf manche Fragen haben wir bereits Antworten gefunden, dafür sind aber auch ganz neue aufgetaucht. Gut, dass wir noch ein paar Tage haben.
Tag 5
Nicht nur uns beschäftigen unsere Themen, sondern auch Expert*innen. Mit ihnen wollen wir heute sprechen. Das ist aufregend. Als das Handy klingelt, nimmt P. ab und schaltet das Aufnahmegerät an. Iris Schürmann-Mock ist dran. Sie hat gemeinsam mit Claudia Toll das Buch „Und was mach ich, wenn ich tot bin?“ geschrieben. Dafür hat sie mit vielen Menschen über deren Vorstellungen gesprochen. Über das Jenseits zu sprechen, kann Menschen dabei helfen, anders auf das Diesseits zu sprechen, sagt sie – egal, ob sie an ein Jenseits glauben, oder nicht.
Auch für die Social-Media-Gruppe gibt es spannenden Input heute. Im Chat mit der Online-Plattform safe-im-recht.de stellt V. die Frage:
Dürfen unsere Eltern z.B. über Family Link bestimmte Apps für uns komplett sperren oder die Nutzung zeitlich einschränken?
Die Antwort:
Also komplett sperren, ist wahrscheinlich kritisch, außer es handelt sich um Seiten, die gar nicht für Jugendliche geeignet sind. Zeitlich sperren, hängt davon ab, wie krass. Man könnte das mit einer Schlafengehenszeit vergleichen, da würde das auch keinen Sinn ergeben und zu streng sein, wenn man eine 16-jährige um 20 Uhr ins Bett schicken möchte.
Tag 6
Die Schwestern V. und J. haben Interviews in ihrer Famlie geführt. Die bringen sie heute mit. Wir hören gemeinsam, warum ihre Mutter Instagram und Snapchat für zu gefährlich hält und wofür sie selbst Social Media nutzt.
Dann setzen wir uns wieder an die Computer und überlegen, wie unsere Podcasts aufgebaut sein sollen. Womit steigen wir ein, welche Aufnahmen brauchen wir in der Mitte und womit wollen wir die Podcasts abschließen? Mit Keksen ausgestattet machen wir uns ans schneiden und arrangieren.
Tag 7
Seit vielen Tagen lassen uns unsere Themen nicht mehr los. Wir haben viele neue Gedanken dazu und tauschen uns heute in einer großen Diskussionsrunde darüber aus. Dafür gehen wir ins professionelle Tonstudio des Jugendzentrums blu:boks. Für jeden steht ein Mikrofon bereit. Über die Kopfhörer hören wir uns selbst, die anderen und eine entspannte Hintergrundmusik. So können wir konzentriert zuhören und auch persönliches erzählen, z.B. über unsere Beziehungserfahrungen: Warum ist eine Kennlernphase wichtig? Was heißt es, reif genug für eine Beziehung zu sein? Einen wichtigen Tipp nehmen heute alle mit: Niemals dem/der Partner*in Sachen erlauben, die man selbst nicht will.
Tag 8
Ein letztes Mal setzen wir uns an die Schnittprogramme. Wir schneiden aus den Diskussionsrunden die spannendsten Stellen, fügen sie in unsere Sessions ein und kümmern uns dann um den Feinschliff. Stimmen die Lautstärken? Wollen wir noch irgendetwas kürzen? Sitzen die Pausen? Wir wählen Musik aus und legen sie unter unsere Podcasts drunter. Gemeinsam hören wir uns die Ergebnisse an und sind fasziniert, wie aus den vielen Aufnahmen kompakte Stücke voller Infos entstanden sind. Wir haben viel Spaß beim Hören und freuen uns drauf, sie auch anderen vorzuspielen. Bald steht unsere Premiere an mit Calzone, Getränken und drei Podcasts von Jugendlichen, für Jugendliche.
Fotos: Julia Illmer und Massimo Maio
Das Projekt wird unterstützt durch das Programm MeinLand – Zeit für Zukunft der Türkischen Gemeinde in Deutschland im Rahmen des Bundesprogramms Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Es wird umgesetzt von einem Bündnis aus den Berliner Einrichtungen Expedition Metropolis e.V., Knüpfwerk e.V. und Ernst Freiberger – Stiftung / Projekt Windschatten.