Jugendliche aus dem Jugendclub „blu:boks – Die Selbstwertmanufaktur“ machen ihre eigenen Podcasts.
Zu Fragen, die die Jugendlichen beschäftigen, wie: Ist Liebe mehr als nur ein Wort? Wie beeinflusst die Filmindustrie Schönheitsideale? Oder wie liebe ich mich selbst? Die Workshop-Teilnehmer*innen ziehen mit Mikrofonen los, interviewen sich gegenseitig, ihre Familien, Menschen auf der Straße und Expert*innen. Und schneiden aus dem vielfältigen Material Podcasts, die ihre Sichtweisen auf die Themen wiedergeben. Beim Aufnehmen und Schneiden werden die Jugendlichen von unseren Sound-Kolleg*innen Julia Illmer und Massimo Maio unterstützt.
Konzept und Realisation: Julia Illmer und Massimo Maio
Die im Workshop produzierten Podcasts sind hier zu hören:
Ist Liebe nur ein Wort?
„Zieht euch den Schuh nicht an!“ Wie die Filmindustrie uns mit Schönheitsidealen beeinflusst
Kompliziert aber wichtig – Jugendpodcast über Vertrauen
Wie liebe ich mich selbst?
Nicht weggucken – Jugendpodcast über Sexualstraftaten
Tag 1
Erster Workshoptag, viele noch unbekannte Gesichter. In den nächsten Tagen werden wir gemeinsam Podcasts machen und uns besser kennenlernen. Wir verteilen Mikrofone und Zettel mit einigen Fragen drauf. Warum kommst du gerne in die blu:boks? Zu welchem Thema würdest du gerne jemanden interviewen? Was wünschst du dir für die Zukunft? In Zweiergruppen entstehen die ersten Interviews. J. und E. verstehen sich auf Anhieb und haben beim Aufnehmen viel Spaß. Hinterher erzählen alle, was sie über ihr Gegenüber herausgefunden haben. Später tauschen wir Mikrofone gegen Moderationskarten. Es wird still im Raum. Erste Gedanken zu möglichen Podcast-Themen entstehen. Noch ist nichts entschieden, aber der Prozess der Themenfindung ist am Rollen. Was auf den Moderationskarten drauf steht, werden wir erst am nächsten Projekttag lüften.
Tag 2
Viele bunte Moderationskarten kleben am Whiteboard, beschriftet mit Themen wie Stress, Sexualstraftaten oder Selbstliebe. Aus der Fülle der Ideen, wählen die Jugendlichen ihre Top 5 aus. B. möchte wissen, was Menschen über Liebe denken. C. und L. wollen aufklären, warum Vertrauen wichtig ist und man gleichzeitig nicht jeder Person sofort vertrauen sollte. Wir notieren Fragen und starten die erste Umfrage. In der Möllendorf Passage trifft B. eine ältere Dame, die ihm von ihrer glücklichen Ehe erzählt. Und S. fragt: Was hat dir geholfen, dich selbst zu lieben? Weniger kritisch mit sich sein und an die eigenen Stärken denken!
Tag 3
Aus dem Lautsprecher in unserem Projektraum hören wir die Straßenbahn vorbeirumpeln und die Stimmen der Menschen, die wir gestern befragt haben. Wir tauchen langsam tiefer in unsere Themen ein und wollen heute unsere eigenen Meinungen hierzu aufnehmen. Wir bauen Mischpult, Computer und Podcast-Mikrofone auf. Dann wärmen wir erstmal mit Tim von der blu:boks unsere Stimmen auf. Wir bewegen uns, klopfen uns auf die Brust und schneiden Grimassen. Wenn wir uns ein leckeres Essen vorstellen und „Mhhh“! machen, finden wir ganz leicht unsere natürliche Tonlage. So gut vorbereitet, setzen wir uns vor die Podcast-Mikrofone und legen mit einer spontanen Moderation und einem Gespräch über unsere Themen los. C. und L. haben viel Spaß dabei. Beide wissen aus Erfahrung, dass Vertrauen auch mißbraucht werden kann. Umso mehr freuen sie sich, dass sie sich ihrer Freundschaft so sicher sein können.
Tag 4
G. liebt den „5 Minuten Harry Podcast“, in dem die Podcasterin Coldmirror einen Harry-Potter-Film auseinandernimmt. Wir hören uns die lustige erste Folge an. Und vergleichen sie mit anderen Podcasts, die wir kennen. Wir hören, wie unterschiedlich Podcasts sein können und sind gespannt, wie unsere eigenen zum Schluss klingen werden.
A. und V. waren gestern noch unterwegs und haben einen Sozialarbeiter aus den Judith-Auer-Club befragt. An ihn haben sich schon öfters Jugendliche gewandt, die Opfer sexueller Gewalt geworden sind. Sein Tipp: Zuhören, die Person unterstützen, Anzeige zu erstatten und auf Vereine wie Wildwasser, die Beratung anbieten, aufmerksam machen.
Nach einer Einführung ins Schnittprogramm hören wir uns unsere Aufnahmen am Computer an und beginnen, die spannendsten Stellen rauszuschneiden.
Tag 5
Obwohl schon sehr viele Interviews entstanden sind, hat G. noch ein neues Interview dabei. Bei einer Theaterprobe hat sie eine Schauspielerin dazu befragt, wie sie mit Schönheitsidealen in Film und Serien umgeht. Ein Interview, das uns zum Nachdenken anregt, das aber auch für einige Lacher sorgt.
Danach wird es ruhiger in unseren Workshopräumen, gearbeitet wird vor allem mit Kopfhörern an Laptops. Die Gruppen hören sich ihr bisher entstandenes Material an und schneiden es. Sie wählen die spannendsten Stellen aus, kürzen Pausen und Versprecher raus und bekommen langsam einen Überblick über die Ausschnitte, die später im fertigen Podcast zu hören sein könnten.
Tag 6
Heute ist ein Tag, auf den viele schon gewartet haben: Wir nehmen die großen Diskussionsrunden auf. Acht Mikrofone stehen auf einem breiten Tisch in der blu:boks. Die Jugendlichen setzen sich, ziehen ihre Kopfhörer auf und tauchen ab ins Diskutieren. C. möchte von den andern wissen, wie sie mit Vertrauensmissbrauch bei Freund:innen umgehen. S. will wissen, wie die anderen reagieren, wenn sie negatives Feedback bekommen. G. fragt die anderen, ob sie sich oft mit Filmfiguren vergleichen. Zu jedem Thema befragen sich die Teilnehmenden, tauschen Erfahrungen und Meinungen aus – und fast jede Runde endet mit einem spontanen „Nice!“. Das hat Spaß gemacht und liefert noch mal wertvolles Material für die Podcasts.
Tag 7
Heute wird wieder gehört, ausgewählt und geschnitten. Langsam ist in allen Gruppen klar, welche Töne in den Podcast sollen und wie der Aufbau klingen könnte. Nach einem konzentrierten Vormittag am Laptop, bauen wir am Nachmittag wieder Mikrofone auf. Was fehlt, sind Überleitungsmoderationen, um die einzelnen Interviews und Ausschnitte miteinander verbinden zu können. Jede Gruppe nimmt also noch mal kurze Passagen auf und webt sie anschließend in in die immer fertiger werdenden Podcasts ein.
Tag 8
Das Ziel für heute ist klar: Alle Podcasts sollen fertig werden. Was bei allen noch fehlt, ist die Musik. Tim von der blu:boks hat eigene Tracks mitgebracht, die die Jugendlichen verwenden dürfen. Wir hören uns alle an und jede Gruppe entscheidet, welche Musik zu ihrem Thema am besten passt.
Dann kümmert sich jede Gruppe um ihre Baustellen. V. und J. müssen noch mal eine Moderation aufnehmen, da bei der letzten Aufnahme das Mikro nicht richtig eingestellt war. B. braucht noch eine neue Verabschiedung. Bei S. und C. müssen vor allem die Lautstärken noch angeglichen werden. Wir packen also noch mal alle Mikrofone, Kopfhörer und Laptops aus und arbeiten in verschiedenen Räumen am letzten Schliff.
Am Nachmittag ist es dann so weit: Die Podcasts sind fertig. Wir hören uns alle Stücke gemeinsam an. Wollten sich zu Beginn des Workshops manche noch am liebsten verstecken, wenn ihre Stimme zu hören war, strahlen jetzt viele sehr stolz beim Hören ihrer Ergebnisse. Die öffentliche Premiere nächste Woche kann kommen!
Das Projekt wird unterstützt durch das Programm MeinLand – Zeit für Zukunft der Türkischen Gemeinde in Deutschland im Rahmen des Bundesprogramms Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Es wird umgesetzt von einem Bündnis aus den Berliner Einrichtungen Expedition Metropolis e.V., Knüpfwerk e.V., Ernst Freiberger – Stiftung / Projekt Windschatten sowie dem Aktionspartner blu:boks.